Die Jahrhundertwende 1900 war in ganz Europa eine Zeit großer Sanatoriumsgründungen. Hier im Harz wollte der Philologe und Mediziner Dr. Friedrich Barner, eine neue Art von Heilanstalt zu verwirklichen.
1899 erwarb Barner zwei benachbarte harztypische Holzvillen, „Haus Sonnenblick“ und die „Villa am Walde“, in Braunlage. Er eröffnete in diesen Villen im Winter 1900 ein „Rekonvaleszentenheim für die gehobenen Stände“. Das „Haus Sonnenblick“ wurde um einen Flügel nach Südwesten erweitert. 1904 ließ Barner die Patientenzimmer des „Haus Sonnenblick“ durch Veranden ergänzen. 1905 begann Albin Müller mit der Neugestaltung des Eingangsbereiches und des Wartezimmers. 1905 entwarf er eine Lufthütte, die von der Firma Christoph & Unmack gebaut wurde und als Prototyp für eine geplante Kolonie diente. Der Bau dieser Kolonie wurde jedoch nicht umgesetzt und es blieb ein einzelnes, auf Stelzen stehendes, sehr einfaches Haus. 1912–1914 baute Müller das Mittelhaus zwecks Verbindung der beiden Villen. Dieses wurde im Stil eines Grand Hotels und im Darmstädter Jugendstil gebaut und eingerichtet. Der Grand-Hotel-Stil sollte den medizinischen Betrieb mit einer erholsamen Atmosphäre verbinden. Die Doppelfunktion findet sich auch in der Wandgestaltung und den Bodenbelägen wieder. Hier findet man zum Beispiel abwischbares und somit hygienisches, äußerst dekoratives Linkrusta und auf den Böden Inlaidlinoleum, welches in den Anker-Werken in Delmenhorst produziert wurde. Sämtliche Entwürfe stammten von Albin Müller.
Bis heute sind alle Gebäudeteile des Sanatoriums ohne große Veränderungen erhalten. „[Das Sanatorium] repräsentiert in einzigartiger Weise die vielfältigen Facetten der deutschen Reformbewegung im frühen 20. Jahrhundert und ist das einzige in seiner gestalterischen Ganzheit erhaltene Spätwerk des Darmstädter Jugendstils wie auch das einzig erhaltene Hauptwerk Albin Müllers. Typologisch ist das Sanatorium der letzte Vertreter eines Grand-Hotel-Sanatoriums auf deutschem Boden und damit ein prägnantes Zeugnis eines medizinhistorisch und gesellschaftlich signifikanten mitteleuropäischen Sonderphänomens.“ (David Chipperfield Architects: Denkmalpflegerisches Gutachten für das Denkmalpflegeprogramm „National wertvolle Kulturdenkmäler“ des BKM.) Es wird bis heute als Fachkrankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie genutzt und seit 2007 nach Plänen des Architekturbüros David Chipperfield restauriert und instandgesetzt.